Diagnostik der schriftsprachlichen Fertigkeiten nach ICD-11

Die ICD-11 ist mit Jänner 2022 in Kraft getreten und wird in den nächsten Jahren auch im deutschsprachigen Raum die ICD-10 ablösen. Während in der ICD-10 Lernstörungen als umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten klassifiziert wurden, werden diese in der ICD-11 den developmental learning disorders zugeordnet. Developmental learning disorders können dabei mit einer Beeinträchtigung im Lesen, im schriftsprachlichen Ausdruck und/oder in Mathematik einhergehen. Beeinträchtigungen im schriftsprachlichen Ausdruck umfassen dabei Schwierigkeiten in Bezug auf korrekte Rechtschreibung, korrekte Grammatik und Zeichensetzung sowie Organisation und Kohärenz der schriftlichen Gedanken. Es handelt sich somit um eine wesentlich breiter angelegte Kategorie als die in der ICD-10 definierte isolierte Rechtschreibstörung.

Derzeit verfügbare psychologisch-diagnostische Verfahren zur Erfassung von Fertigkeiten im schriftsprachlichen Bereich fokussieren vorwiegend auf Rechtschreibgenauigkeit. Zu den darüber hinaus gehenden Fertigkeiten des schriftsprachlichen Ausdrucks liegen kaum standardisierte Verfahren vor. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll daher ein Verfahren entwickelt werden, das die schriftsprachlichen Fertigkeiten von Schulkindern umfassend erheben kann und somit eine Diagnostik einer Lernstörung entsprechend den Richtlinien der ICD-11 ermöglicht.

Literatur:
Hirschmann, N., Pomej, K., & Koch, H. (2022). Aktuelle Richtlinien zur Diagnostik von Lernstörungen inkl. Ausblick auf ICD-11. Psychologie in Österreich, 42(3), 219-236.